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francesc pujols: der herbst in barcelona
Aus dem Katalanischen von Magnus Chrapkowski Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Gerhard Wild Mit Illustrationen von Francesc Labarta Arco Verlag, 124 Seiten, € [D] 11,– | € [A] 11,30

»Ich besaß ein großes Landhaus in den katalanischen Bergen und steckte es in Brand.« Und zwar mit der Geliebten darin. Zumindest glaubt das der Erzähler am Anfang dieser aberwitzigen Geschichte. In dem Glauben, einen Mord begangen zu haben, flüchtet er als Frau verkleidet per Zug Richtung Barcelona. Im Abteil lernt er eine Frau kennen, die seiner Angebeteten seltsam ähnlich sieht. Immer noch in Liebe zu seiner Àgata entflammt (»So, wie es Frauen gibt, die unter ihrer Kleidung gekleidet zu sein scheinen, vermittelt Àgata den Eindruck, unter ihrem Kleid nackt zu sein.«), weiß er schon bald nicht mehr, wen er vor sich hat und welches verwirrende Spiel gespielt wird. Der Herbst in Barcelona ist ein Kurzroman des katalanischen Philosophen sowie Kunstkritikers Francesc Pujols (1882– 1962), der erstmals 1908/09 in der Satirezeitschrift Papitu erschien. Dem Arco Verlag aus Wuppertal ist zu verdanken, dass dieses kleine Meisterwerk surrealer Erzählkunst, inspiriert von Apollinaire, erstmals auf Deutsch vorliegt. Erweitert um das Nachwort (»Genial, aber unbekannt«), in dem »das größte philosophische Genie unserer Zeit«, wie sein Freund Salvador Dali ihn würdigte, ausführlich vorgestellt wird. Ein kleiner Leckerbissen sind die Schwarz- Weiß-Illustrationen im Fin-de-Siècle- Stil des Malers Francesc Labarta, eines Zeitgenossen von Pujols. Dass der Autor zeitlebens als Dandy und Bürgerschreck berühmt-berüchtigt war, glaubt man nach dieser umwerfend abstrusen Geschichte sofort.
stern kAnnegret Schult