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ossip mandelstam. wort und schicksal
buch zur ausstellung des staatlichen literaturmuseums moskau mit den unesco cities of literature heidelberg und granada
Wunderhorn Verlag, 320 Seiten, € [D] 34,– | € [A] 35,80

Wie Georgij Iwanow war Ossip Mandelstam (1891–1938) neben Anna Achmatowa und Nikolai Gumiljow ein wichtiger Vertreter des Akmeismus (griech. Spitze, Reife, Höhepunkt einer Entwicklung), einer russischen Literaturströmung der Moderne zwischen 1910 und 1920. Sie vertrat eine neue Ästhetik und war in Abgrenzung zum Symbolismus um Gegenständlichkeit und Klarheit bemüht. Anlässlich des 125. Geburtstages des russisch-jüdischen Lyrikers, Essayisten und Erzählers Mandelstam gab es von Mai bis Juli 2016 in Heidelberg die Ausstellung Ossip Mandelstam. Wort und Schicksal. Sie entstand in Zusammenarbeit des Moskauer Literaturmuseums mit den beiden Städten Heidelberg und Granada. Dass solche Ausstellungen auch in Zeiten nervöser politischer Anspannung zwischen Russland und Europa immer wieder möglich sind, verdankt sich nicht zuletzt dem Direktor des Staatlichen Moskauer Literaturmuseums, dem klugen und charismatischen Professor Dmitri Bak. Ossip Mandelstam war 1909/1910 zu einem Studienaufenthalt nach Heidelberg gereist. Die Stadt war damals Ziel vieler junger Russen, die im Zarenreich nicht studieren konnten. So erzählt das Spuren-Heft 103 von 2014, Mandelstam in Heidelberg, um seltene Bilder und Dokumente bereichert, äußerst anschaulich von diesem Aufenthalt des Dichters (siehe die Besprechung dieser besonderen Marbacher Reihe auf der vorigen Seite). Der Katalog zur Ausstellung zeigt mit Originaldokumenten, Fotografien, wichtigen Akten und auch kleinen Nebensächlichkeiten Mandelstams bewegtes und bewegendes Leben in Sankt Petersburg, Paris, Heidelberg und Moskau bis zu seinem Tod in einem Lager bei Wladiwostok. Und regt zum (Wieder-)Lesen seines Werkes an, angefangen bei der frühen Lyrik bis zum traurigen Ende, seinen letzten Gedichten in Die Woronescher Hefte, entstanden 1935–1937.