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felix jud empfiehlt
wolfgang hildesheimer: lieblose legenden

Bibliothek Suhrkamp, 171 Seiten, € [D] 14,– | € [A] 14,40
Weltläufig und mit musikalischer Eleganz erzählt Wolfgang Hildesheimer in Lieblose Legenden von Hochstaplern und Fälschern, die den wichtigtuerischen abendländischen Kulturbetrieb ad absurdum führen. So auch der fiktive Gottlieb Theodor Pilz, der einen Brief an Ludwig van Beethoven verfasst: »Ich habe übrigens kürzlich Ihre fünfte Symphonie gehört. Nicht übel, gar nicht übel! Dennoch ist es meine Meinung, lieber Meister, dass Sie sich einmal heiteren Dingen zuwenden und ein wenig Ferien vom Titanischen nehmen sollten.« Mit Witz und Ironie widmet sich Hildesheimer in seiner Sammlung von Kurzgeschichten den Legenden deutscher Kultur wie August Wilhelm Schlegel, Madame de Stael, Turnvater Jahn, E. T. A. Hoffmann, George Sand und Frédéric Chopin. Im Atelier eines Künstlers treffen immer neue Leute ein, vom Handwerker bis zum Mäzen – und zu guter Letzt tritt auch noch das benachbarte Ehepaar Gießlich durch ein Loch in der Wand hinzu. Ein nicht enden wollendes Fest nimmt einen unvorhergesehenen Lauf. An einem anderen Schauplatz, auf der künstlichen Insel San Amerigo bei Venedig, feiert eine illustre Abendgesellschaft bis zum Untergang. Unter ihnen befinden sich die Ausdruckstänzerin Dombrowska, die den Jugendstil verbreitet, die Astrologin Sgambati, die aus den Sternen kulturgeschichtliche Strömungen abliest, sowie Professor Kuntz-Sartori, Verfechter der royalistischen Idee, der versucht, in der Schweiz eine Monarchie einzuführen. Hildesheimer betrachtet die Welt mit dem verwunderten Blick des Kindes und zugleich mit dem bösen des Satirikers. Er bewegt sich zeitlebens im Spagat zwischen schriftstellerischem Schaffen und bildender Kunst, studierte in den 30er Jahren Malerei, Textilentwurf und Bühnenbildnerei in London, bevor er sich als Schriftsteller der Gruppe 47 anschloss. Lieblose Legenden, mit seinen geistreich-humorvollen Kapriolen des Alltags, ist ein zeitloses Kultbuch.
Annika Sprünker
Weltläufig und mit musikalischer Eleganz erzählt Wolfgang Hildesheimer in Lieblose Legenden von Hochstaplern und Fälschern, die den wichtigtuerischen abendländischen Kulturbetrieb ad absurdum führen. So auch der fiktive Gottlieb Theodor Pilz, der einen Brief an Ludwig van Beethoven verfasst: »Ich habe übrigens kürzlich Ihre fünfte Symphonie gehört. Nicht übel, gar nicht übel! Dennoch ist es meine Meinung, lieber Meister, dass Sie sich einmal heiteren Dingen zuwenden und ein wenig Ferien vom Titanischen nehmen sollten.« Mit Witz und Ironie widmet sich Hildesheimer in seiner Sammlung von Kurzgeschichten den Legenden deutscher Kultur wie August Wilhelm Schlegel, Madame de Stael, Turnvater Jahn, E. T. A. Hoffmann, George Sand und Frédéric Chopin. Im Atelier eines Künstlers treffen immer neue Leute ein, vom Handwerker bis zum Mäzen – und zu guter Letzt tritt auch noch das benachbarte Ehepaar Gießlich durch ein Loch in der Wand hinzu. Ein nicht enden wollendes Fest nimmt einen unvorhergesehenen Lauf. An einem anderen Schauplatz, auf der künstlichen Insel San Amerigo bei Venedig, feiert eine illustre Abendgesellschaft bis zum Untergang. Unter ihnen befinden sich die Ausdruckstänzerin Dombrowska, die den Jugendstil verbreitet, die Astrologin Sgambati, die aus den Sternen kulturgeschichtliche Strömungen abliest, sowie Professor Kuntz-Sartori, Verfechter der royalistischen Idee, der versucht, in der Schweiz eine Monarchie einzuführen. Hildesheimer betrachtet die Welt mit dem verwunderten Blick des Kindes und zugleich mit dem bösen des Satirikers. Er bewegt sich zeitlebens im Spagat zwischen schriftstellerischem Schaffen und bildender Kunst, studierte in den 30er Jahren Malerei, Textilentwurf und Bühnenbildnerei in London, bevor er sich als Schriftsteller der Gruppe 47 anschloss. Lieblose Legenden, mit seinen geistreich-humorvollen Kapriolen des Alltags, ist ein zeitloses Kultbuch.
