TEJU COLE - JEDER TAG GEHÖRT DEM DIEB

Open City, Teju Coles autobiografischer Roman über New York, hat seinen Platz als ein herausragendes Werk in der zeitgenössischen amerikanischen Literatur gefunden. Erst jetzt ist in Amerika wie auch bei uns Jeder Tag gehört dem Dieb erschienen, ein Buch, das bereits 2007 in einem kleinen nigerianischen Verlag veröffentlicht wurde. In ihm erzählt ein junger Mann von seiner Rückkehr aus den USA nach Lagos, an den Ort seiner Kindheit, den er vor vielen Jahren verlassen hat. Der autobiografische Bezug ist deutlich. Der Erzähler lebt bei seinen Verwandten in Lagos, sieht alte Freunde, streift durch die Straßen der Stadt und über die Märkte. Er redet mit den Menschen, trifft auf Chaos und Improvisationskunst, auf Korruption und Gewalt, aber auch auf Lebensfreude, erfährt Momente von Schönheit und Kreativität. Er fühlt sich zerrissen zwischen seiner Liebe zu dem Land und den Menschen, die zu sehr damit beschäftigt sind, in der unmittelbaren Gegenwart zu überleben, als sich um Traditionen und Geschichte oder um das Fortkommen des Landes zu kümmern. Zunehmend reift in ihm die Erkenntnis, dass eine endgültige Rückkehr in dieses Leben nicht infrage kommt. Durch seine Beobachtungsgabe, seine genauen stimmungsvollen Beschreibungen, entsteht das faszinierende Porträt eines zerrissenen Landes.
Barbara Klefisch | Aus dem Englischen von Christine Richter-Nilsson, Hanser Berlin, 173 Seiten,mit Fotografien des Autors, € [D] 18,90 | € [A] 19,50
