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steven uhly – königreich der dämmerung
150413 dom05
Über ein ganz unterbelichtetes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte hat Steven Uhly, der Verfasser von Glückskind, einen faszinierenden Roman geschrieben. Was wurde aus den Zehntausenden Displaced Persons, die auf der Suche nach einer Bleibe durch verschiedene Länder irren mussten? Die Handlung des Romans beginnt in den vierziger Jahren in einer polnischen Stadt. SS-Obersturmbannführer Ranzner, einer der Protagonisten des Romans, lässt eine Gruppe polnischer Zivilisten für einen Mord an einem deutschen Soldaten hinrichten. Regelmäßig vergeht er sich an seiner jungen, schönen Haushälterin Anna Stirnweis – der zweiten Hauptperson –, die er bei der letzten Vergewaltigung schwängert. Sie wird später mit ihrem Kind nach Palästina auswandern und dort beim Aufbau des Staates Israel helfen. Dritte Protagonistin ist die Tocher einer jüdischen Widerstandskämpferin, die von einem deutschen Ehepaar versteckt und damit vor der sicheren Vernichtung gerettet worden war. Anhand dieser Personen, die auf geschickte Weise im Laufe der Handlung miteinander verknüpft werden und beispielhaft klassische Opfer-Schicksale widerspiegeln, ohne Opfer zu bleiben, vermittelt Uhly auf seine ganz eigene Weise die Geschichte Deutschlands von den Vierzigern bis in die siebziger Jahre. Friedrich Dürrenmatt hätte seine Freude an diesem großen Erzähler gehabt. stern kUlrich Dombrowsky | Secession Verlag 2014, 656 Seiten, € [D] 29,95 | € [A] 30,70